Die Ölpreise haben ihre Verluste zuletzt deutlich ausgeweitet und sind auf den tiefsten Stand seit Mitte Oktober gefallen. Haupttreiber der Abwärtsbewegung sind wachsende Hoffnungen auf eine mögliche Waffenruhe im Ukraine-Krieg, die perspektivisch zu einer Lockerung der Sanktionen gegen russische Ölexporte führen könnte. Marktteilnehmer preisen damit ein zusätzliches Angebot ein, das auf einen ohnehin gut versorgten globalen Ölmarkt treffen würde.
Unterstützt wird diese Einschätzung durch Signale aus den USA, die der Ukraine Sicherheitsgarantien nach NATO-Vorbild in Aussicht gestellt haben. Dies nährt die Erwartung eines möglichen diplomatischen Durchbruchs. Analysten wie die ANZ sehen den Ölpreis daher unter Druck, da ein Friedensszenario mit einer Rückkehr russischen Öls auf den Weltmarkt verbunden wäre. Gleichzeitig bleibt die Unsicherheit hoch, da Russland bislang kaum Kompromissbereitschaft signalisiert hat. Experten wie Robert Rennie von der Westpac Banking Corp. rechnen deshalb weiterhin mit einer volatilen Seitwärtsbewegung des Brent-Preises zwischen 60 und 65 US-Dollar je Barrel.
Unabhängig vom geopolitischen Umfeld steuert der Ölmarkt auf ein negatives Jahresergebnis zu. Erwartet wird ein zunehmendes globales Überangebot, da die OPEC+ stillgelegte Fördermengen reaktiviert und andere Produzenten ihre Förderung ausweiten. Zusätzlicher Preisdruck kommt von der Nachfrageseite: Schwache Konjunkturdaten aus China, dem größten Ölimporteur der Welt, schüren Zweifel an der globalen Ölnachfrage, insbesondere mit Blick auf 2026.
Insgesamt überwiegen damit kurzfristig die bearishen Faktoren. Händler bleiben vorsichtig, und auch die Inlandspreise zeigen klare Rückgänge. Eine nachhaltige Erholung der Ölpreise erscheint vorerst unwahrscheinlich.
Fundamental: neutral bis bearish Chartanalyse: neutral