Die aktuellen US-Ölbestandsdaten zeigen einen klar bullischen Impuls: In allen wichtigen Kategorien sind die Lagerbestände gesunken, während die Nachfrage auf hohem Niveau bleibt. Diese Entwicklung wird jedoch durch mehrere Faktoren relativiert. Zum einen beginnt in den Raffinerien die saisonale Wartungsphase, was eine Erholung der Lagerbestände erwarten lässt. Zudem steht mit dem US-Labor-Day das Ende der Sommersaison bevor – traditionell ein Wendepunkt, ab dem die Ölnachfrage zurückgeht.
Parallel dazu sorgt die geplante Produktionsausweitung der OPEC+ ab September für zusätzliche Angebotsimpulse. Russlands Ölexporte bleiben trotz US-Sanktionen stabil, da Indien – als größter Wachstumsmarkt für Öl – weiterhin russisches Öl importieren will, ungeachtet der nun höheren US-Zölle auf indische Produkte. Die Sanktionen beeinträchtigen somit eher das Wachstum Indiens als die russischen Liefermengen.
Analysten wie Goldman Sachs erwarten ab dem 4. Quartal ein Überangebot von rund 1,8 Mio. Barrel pro Tag, was die Marktaussichten tendenziell bearish macht. Entscheidend für die weitere Preisentwicklung bleibt jedoch die US-Sanktionspolitik: Gelingt es Washington, Russlands Ölexporte effektiv zu begrenzen, könnte dies den Markt wieder stützen. Auch eine mögliche Zinssenkung der Fed hätte unterstützenden Effekt – jedoch langfristiger Natur.
Derzeit bleibt der Markt dank hoher Sommernachfrage stabil, zeigt jedoch ein Spannungsfeld zwischen kurzfristig bullischen Impulsen und langfristig bearishen Perspektiven. Die Preisentwicklung dürfte daher in den kommenden Wochen volatiler verlaufen.
Fundamental: neutral bis bearish Chartanalyse neutral bis bearish