Halten sich die Rohölpreise am letzten Handelstag des Jahres im Bereich der Settlement-Preise vom gestern Donnerstag, so würden sie auf Jahressicht trotz der Abwärtstendenz im zweiten Halbjahr einen Anstieg verzeichnen.
Die US-Regierung hatte bereits kurz nach dem Einmarsch Russlands in die Ukraine (24. Februar) ein Importverbot für russisches Öl verhängt, während das Embargo der EU auf russische Öllieferungen, die über den Seeweg abgewickelt werden, im Hinblick auf Rohöl erst Anfang Dezember in Kraft trat und das Importverbot für Ölprodukte erst ab Februar gilt. Allerdings importierten die USA bereits vor dem Importverbot nur geringe Mengen an Rohöl aus Russland.
Um die Rohöl- und Benzinpreise durch den Beginn des Ukraine-Krieges im Frühjahr verursachten Preissprungs wieder in den Griff zu bekommen, wandten sich die USA und andere Konsumentenländer auch erneut an die OPEC und ihre Partner. Von dem Produzentenbündnis OPEC+ erhoffte man sich eine schnellere Rückführung der Produktionskürzungen, die infolge des pandemiebedingten Nachfrageeinbruch im Sommer 2020 begannen.
Die beiden Faktoren, die letztlich jedoch ausschlaggebend für die Abwärtskorrektur der Rohölpreise im zweiten Halbjahr waren, waren die zügige Anhebung der Zinsen seitens der US-Notenbank Fed, die dem Dollar Auftrieb gaben, sowie neuerliche Lockdownmaßnahmen in China. Beides ließ die Sorgen hinsichtlich der Entwicklung der Konjunktur und somit auch der Nachfrage wieder deutlich steigen, was die Ölpreise belastete.
Sicher scheint zum Jahresende nur eines: Viele Unwägbarkeiten, mit denen der Markt dieses Jahr zu kämpfen hatte und die zu einer sehr hohen Volatilität führten, werden auch im kommenden Jahr erst einmal bestehen bleiben.
bei den Preisen zeichnet sich aktuell noch keine klare Richtung ab.

Fundamental; neutral      Chartanalyse; bearish