In der vergangenen Woche sind die Rohölpreise an den Börsen ICE und NYMEX deutlich gefallen. Sowohl Brent als auch WTI erreichten zwischenzeitlich den niedrigsten Stand seit Oktober. Hauptursachen waren die jüngsten Monatsberichte der EIA und IEA, die erneut Sorgen vor einem globalen Überangebot bestätigten. Gleichzeitig setzte der Markt auf eine mögliche baldige Einigung im Ukraine-Konflikt, was den Preisdruck zusätzlich verstärkte. Zu Beginn der neuen Handelswoche ist eine solche Einigung jedoch weiterhin nicht absehbar, während die Spannungen zwischen Venezuela und den USA die geopolitischen Risiken bestehen lassen.
Marktbeobachter betonen, dass geopolitische Faktoren zwar weiterhin relevant sind, derzeit aber vor allem als Preisuntergrenze wirken. Laut Charu Chanana von Saxo Markets wird die geopolitische Prämie aktuell von der Überangebotsnarrative verdrängt. Auch Tsuyoshi Ueno vom NLI Research Institute sieht geopolitische Risiken eher als stabilisierenden Faktor, der stärkere Preisrückgänge verhindert. Ohne eine deutliche Eskalation könnten die WTI-Preise Anfang kommenden Jahres dennoch unter 55 US-Dollar fallen.
Zusätzliche Unsicherheit entsteht durch jüngste ukrainische Drohnenangriffe auf russische Energieinfrastruktur, darunter eine beschädigte Ölbohranlage im Kaspischen Meer. Von der Nachfrageseite kamen gemischte Signale aus China: Während Einzelhandel und Industrie schwächer wuchsen als erwartet, legten Ölnachfrage und Raffinerieaktivität im Jahresvergleich zu.
Im weiteren Wochenverlauf richten sich die Blicke auf Konjunkturdaten aus den USA und der Eurozone sowie auf den Zinsentscheid der EZB. An den Ölmärkten fehlt derzeit eine klare Richtung, während die Inlandspreise rechnerisch noch Abwärtspotenzial zeigen.
Fundamental: neutral bis bearish Chartanalyse: neutral