Die Lage im Roten Meer, insbesondere nahe der strategisch wichtigen Meerenge Bab el-Mandeb, spitzt sich weiter zu. Zwei Angriffe auf Handelsschiffe innerhalb von 24 Stunden erhöhen die geopolitische Unsicherheit. Diese Ereignisse treiben die Ölpreise an – nicht nur wegen höherer Versicherungs- und Frachtkosten, sondern auch wegen längerer Transportwege, die das Angebot verknappen.
Parallel dazu beginnt die OPEC mit der Rückführung ihrer Produktionskürzungen. Besonders der Irak erhöht seine Fördermenge deutlich. Für September rechnet man mit einer OPEC-weiten Ausweitung der Produktion um rund 550.000 Barrel pro Tag. Die OPEC rechtfertigt diese Maßnahme mit einer robusten Nachfrage – insbesondere in den USA, wo laut der AAA die Reiseaktivität rund um das vergangene Wochenende auf Rekordniveau lag. Das deutet auf eine generell starke Sommernachfrage hin.
Am Terminmarkt zeigt sich zudem ein sogenannter „Squeeze“ beim ICE Gasoil im Frontmonat Juli. Dessen Preisentwicklung weist auf eine akute Verknappung kurzfristiger Dieselmengen hin. Gleichzeitig wirken mögliche neue US-Strafzölle unter Trump belastend, obwohl seine Ankündigungen bislang keine konkreten wirtschaftlichen Folgen hatten.
Trotz der OPEC-Produktionsausweitungen gleichen starke Nachfrageimpulse das Überangebot weitgehend aus. Analysten wie Dennis Kissler sprechen deshalb von einer fundamentalen Neutralität des Marktes. Kurzfristig ist mit stärkerer Volatilität zu rechnen – getrieben durch geopolitische Spannungen, mögliche Zolleskalationen und die anstehenden Monatsberichte. Frühzeitige Gewinnmitnahmen führen lokal zudem zu Preisabschlägen.
Fundamental: neutral Chartanalyse: neutral